Redebeitrag vom Vorstand Yasin Gürsoy (DIALOG – Verein für gleiche Rechte e.V.) bei der Kundgebung „Bremerhaven bleibt bunt“
„…Deutschlands tausendjährige Zukunft – Alice für Deutschland…
…Wir werden sie jagen – Die gesteuerte Lügenpresse…
…Wenn wir kommen, dann wird aufgeräumt…
…Wir werden uns unser Volk zurückholen…“
Früher habe ich alte Leute oft belächelt, wenn sie mir erzählten „…Die Nazis werden wieder stark in Deutschland…“. So ein Quatsch dachte ich. Die übertreiben doch. Erst vor 80 Jahren endete der zweite Weltkrieg und gerade wir leben doch in einem Land, das aus seiner Geschichte gelernt haben sollte, wie kein zweites: „So schlimm kann die AfD doch gar nicht sein“.
Und trotz 13 Jahren Schule gab es nur eine Sache, die mir am Ende wirklich die Augen geöffnet hat: ein Abend am Computer und eine Hitler Rede auf YouTube. Danach war es offensichtlich: all diese Sprüche der AfD sind nicht einfach nur so dahingesagtes Geschwätz. Nicht „Nur Rechts“ – Sie sind der ekelhafte Versuch genau die Sprache und den Stil der Nationalsozialisten wieder Salonfähig zu machen.
Die AfD ist keine Alternative für ein demokratisches Land – sie ist eine billigrecycelte NSDAP aus dem Schandhaufen der Geschichte!
Doch am Schlimmsten ist es natürlich immer für die direkt Betroffenen. Was für Fragen müssen sich Migrantinnen und Asylsuchende aktuell stellen?
Wenn sich Deutschland so verändert, was passiert mit mir?
Gelten meine Arbeit und Mühe zur Integration überhaupt noch?
Sieht mich die Regierung in Zukunft nur noch entweder als potenzielle Fachkraft – oder Sozialparasit?
Und was ist mit meiner Familie? Kinder, die hier geboren und zu Hause sind. Plötzlich sollen sie hören, sie und ihre Eltern würden nicht „dazugehören“ oder sollen „zurückgehen“?
Ich bin jetzt 24 Jahre alt. Ich bin hier in einer Zeit groß geworden, in der man solche Sprüche nur alle paar Jahre von ein paar einzelnen Spinnern gehört hat – und das hat schon etwas mit einem gemacht.
Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es ist, groß zu werden, während „Ausländer raus“ ein fast normales Wahlkampfthema geworden ist.
Die letzten Zeitzeugen werden bald nicht mehr da sein. Dann gibt es nur noch uns und wir werden in der Verantwortung stehen.
Deswegen müssen wir alle gemeinsam dafür sorgen, dass „Nie wieder“ nicht nur eine Floskel bleibt, sondern tagtäglich von jedem einzelnen von uns auch gelebt wird!