Offener Brief von Migranten

Veröffentlicht von

Liebe Veranwortliche,liebe interessierte Bremerhavener, Bürgerinnen und Bürger!
wir sind eine Gruppe von Flüchtlingen, die in Bremerhaven Zuflucht gefunden haben. Wir haben gehört, dass einige Verantwortliche, initiativen, Vereine und andre über die Situation der Flüchtlinge hier in Bremerhaven diskutieren wollen. Wir möchten auch gerne mitreden und ihnen erklären, wie wir uns fühlen, was uns wichtig ist und was wir brauchen. Wir sind Menschen aus dem Irak und aus Syrien. Wir sind vor Gewalt, krieg und Elend geflüchtet und um unser Leben gerannt. Viele Angehörige haben wir verloren. Wir mussten alles zurücklassen, was wir hatten. Keiner weiß, ob wir jemals zurück können. Ob unsere Verwandten noch leben werden. Und ob dem, was uns gehörte, irgendetwas übrig bleibt. Unsere Zukunft ist total ungewiss. Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir hier Schutz gefunden haben. Dass wir hier keine Angst um unser Leben haben müssen und in Sicherheit leben können. Wir bedanken uns bei allen, die das möglich gemacht haben: von der Stadtverwaltung über Gruppen und Vereine bis zu jedem einzelnen Menschen, der uns geholfen hat. Wir sind auch froh, dass wir in Bremerhaven nicht in Zelten oder Containern leben müssen. Neben all diesem Positiven haben wir aber auch einige Schwierigkeiten, die wir gerne besprechen und lösen wollen. -Es gibt für uns am Anfang viel zu wenige Informationen übe die Rechte, Plichten und Möglichkeiten von Flüchtlingen. Wir möchten doch hier am Leben teilnehmen und mit unseren Fähigkeiten an der Entwicklung der Gesellschaft mitwirken können. -Wir wünschen uns deshalb mehr Infos wenigstens auf Deutsch, wenn möglich auch in unserer Sprache. Gut ist es, wenn dies im Internet zu finden, aber auch in Heftform zum Lesen und Weitergeben. -Wenn wir zu einem Amt oder zum Arzt müssen, brauchen wir immer jemanden, der übersetzen kann. Weil das nicht immer geht, entstehen viele Missverständen und Schwierigkeiten. -Auf unserer Flucht Konnten wir nicht alle Papiere mitnehmen. Manche Papiere sind auch schon während des Krieges verbrannt, verloren oder abgelaufen. Dadurch fehlen hier oft Familienbuch, Geburtsurkunden, Ausweise für Kinder und andere Papiere. Dadurch werden viele Formalitäten bei Behörden nicht weiter bearbeitet. Viele Familien leiden darunter. Wir bitten darum, dass unbürokratisch Lösungen dafür gefunden werden. Flüchtlinge, die noch nicht arbeiten dürfen, leben mit Existenzminimum. Alles was zusätzliche Kosten verursacht, ist für uns praktisch unbezahlbar. Das spüren wir oft, wenn Dokumente übersetzt und beglaubigt vor gelegt werden müssen. Wir wünschen uns deshalb, dass solche Kosten vom Amt übernommen werden. -Viele unserer Kinder können seit mehreren Monaten nicht zur Schule. Wir wünschen uns, dass die Kinder so schnell wie möglich eingeschult werden. Anstatt wertvolle Lebenszeit zu verlieren, sollen die Kinder sich neu orientieren, Deutsch lernen, Freundschaften schließen und sich integrieren können. -Viele Flüchtlingsfamilien sind zersplittert. Wir möchten gerne mit unseren Familienangehörigen zusammenleben. Deshalb wünschen wir uns Erleichterungen in der Familienzusammenführung. -Wir dürfen nach 6 Monaten in Privatwohnungen umziehen. Obwohl es in Bremerhaven viele leere Wohnungen gibt, ist es für uns schwer eine passende Unterkunft zu finden und einen Mietvertrag abzuschließen. Wir kennen die Stadt noch nicht gut genug. Manche Vermieter wollen keine Flüchtlinge. Oft fehlt es Sprachkenntnissen. Bei vielen Formalitäten tappen wir im Dunklen. Deshalb wünschen wir uns mehr Hilfe bei der Wohnungssuche. -Wir wollen der Gesellschaft nicht zur Last fallen. Wir wollen arbeiten und teilhaben. Wir möchten, dass unser Können und unsere Arbeitskraft so schnell wie möglich erfasst werden und wir eine Arbeit aufnehmen dürfen.

Eine Gruppe Flüchtlinge
Djawar Mohamad, Mustafa Kalo, Verkin Bervien und Haberlere Dön